Deutschland
23.09.2012
Ein islamfeindliches Video geht um die Welt, Karikaturen einer französische Zeitschrift erhitzen die Gemüter. Und zur gleichen Zeit reisen 24 junge Araber durch Deutschland - mit einem Stipendium des Bundestags. Sie versuchen, die Wut zu erklären.
Berlin (dpa) - «Das waren Idioten - auf beiden Seiten.» Die Macher des Schmähvideos über den Propheten Mohammed und die Islamisten, die Botschaften anzünden und Menschen töten. So sehen das die meisten der 24 jungen Araber: Sie sind mit einem Stipendium aus Ländern wie Ägypten, Jordanien und dem Jemen nach Deutschland gekommen, um Demokratie zu lernen. Im Bundestag diskutieren sie über den arabischen Frühling, den sie mitgestaltet haben, und über die Art und Weise von Protesten. Ihr Appell an den Westen: «Bitte nicht alles nur durch die Religionsbrille sehen.»
Es ist das erste Mal, dass der Bundestag ein Stipendium an junge Araber und Araberinnen vergibt: zwölf Frauen und zwölf Männer sind für einen Monat nach Berlin gekommen. «Junge Botschafter ihrer Länder», nennt Wolfgang Börnsen sie. Der CDU-Bundestagsabgeordnete initiiert Austauschprogramme zwischen Deutschland und dem Ausland. Das Internationale Parlaments-Stipendium (IPS) gibt es seit etwas mehr als einem Vierteljahrhundert - bislang für Hochschulabsolventen aus Ländern wie Albanien, Kasachstan, Tschechien und den USA.
Viele der jungen Stipendiaten aus der arabischen Welt sind Blogger, die während der Demokratiebewegung im arabischen Frühling Anfang 2011 auf die Straße gegangen sind. «Bei uns spricht man von einer Evolution. Ich habe alles Schritt für Schritt auf Facebook verfolgt», erzählt Soumaya Alimam aus Marokko. Die 27-Jährige trägt ein glänzendes, türkis-gelbes Kopftuch und spricht fließend Deutsch.
Das islamfeindliche Hassvideo aus den USA, die Karikaturen über den Propheten Mohammed aus Frankreich und die blutigen Proteste in einigen arabischen Ländern wühlen die Teilnehmer auf. «Für mich war das eine absolute Überreaktion», sagt Alimam zu den Anschlägen auf US-Vertretungen und Botschaften. Es müsse auch möglich sein, die arabische Welt kritisch zu hinterfragen. Letztlich geht es der Marokkanerin aber ums Prinzip: «Akzeptieren kann ich den Film nicht -genauso wenig wie ich so ein Video über Moses oder Jesus akzeptieren könnte.»
Sie verstehe, dass sich viele Deutsche fragten, warum einige Muslime so heftig auf den Spott und die Provokation reagierten, meint die 27-jährige Hebatalla Elakkad aus Ägypten. «Da wurde eine rote Linie überschritten.» Aber es gehe nicht nur um Religion - die ganze Gesellschaft fühle sich von den Schmähungen und dem Spott angegriffen.
Berlin (dpa) - «Das waren Idioten - auf beiden Seiten.» Die Macher des Schmähvideos über den Propheten Mohammed und die Islamisten, die Botschaften anzünden und Menschen töten. So sehen das die meisten der 24 jungen Araber: Sie sind mit einem Stipendium aus Ländern wie Ägypten, Jordanien und dem Jemen nach Deutschland gekommen, um Demokratie zu lernen. Im Bundestag diskutieren sie über den arabischen Frühling, den sie mitgestaltet haben, und über die Art und Weise von Protesten. Ihr Appell an den Westen: «Bitte nicht alles nur durch die Religionsbrille sehen.»
Es ist das erste Mal, dass der Bundestag ein Stipendium an junge Araber und Araberinnen vergibt: zwölf Frauen und zwölf Männer sind für einen Monat nach Berlin gekommen. «Junge Botschafter ihrer Länder», nennt Wolfgang Börnsen sie. Der CDU-Bundestagsabgeordnete initiiert Austauschprogramme zwischen Deutschland und dem Ausland. Das Internationale Parlaments-Stipendium (IPS) gibt es seit etwas mehr als einem Vierteljahrhundert - bislang für Hochschulabsolventen aus Ländern wie Albanien, Kasachstan, Tschechien und den USA.
Viele der jungen Stipendiaten aus der arabischen Welt sind Blogger, die während der Demokratiebewegung im arabischen Frühling Anfang 2011 auf die Straße gegangen sind. «Bei uns spricht man von einer Evolution. Ich habe alles Schritt für Schritt auf Facebook verfolgt», erzählt Soumaya Alimam aus Marokko. Die 27-Jährige trägt ein glänzendes, türkis-gelbes Kopftuch und spricht fließend Deutsch.
Das islamfeindliche Hassvideo aus den USA, die Karikaturen über den Propheten Mohammed aus Frankreich und die blutigen Proteste in einigen arabischen Ländern wühlen die Teilnehmer auf. «Für mich war das eine absolute Überreaktion», sagt Alimam zu den Anschlägen auf US-Vertretungen und Botschaften. Es müsse auch möglich sein, die arabische Welt kritisch zu hinterfragen. Letztlich geht es der Marokkanerin aber ums Prinzip: «Akzeptieren kann ich den Film nicht -genauso wenig wie ich so ein Video über Moses oder Jesus akzeptieren könnte.»
Sie verstehe, dass sich viele Deutsche fragten, warum einige Muslime so heftig auf den Spott und die Provokation reagierten, meint die 27-jährige Hebatalla Elakkad aus Ägypten. «Da wurde eine rote Linie überschritten.» Aber es gehe nicht nur um Religion - die ganze Gesellschaft fühle sich von den Schmähungen und dem Spott angegriffen.
Mohamed Shehata ärgert sich sichtlich über die Verunglimpfungen.«Ich frage mich, was das für eine Freiheit sein soll, die ohne Respekt auskommt.» Am liebsten würde er selbst einen Film machen, um dem etwas entgegenzustellen. Denn eines steht für den Ägypter fest:«Wir müssen ums mit Worten wehren, mit Demonstrationen - nicht mit Gewalt.» Wie damals im Frühjahr 2011. Damals habe er ständig in sein Blog geschrieben, sagt der 31-Jährige. Nun sei er in Deutschland, um von einer gewachsenen Demokratie zu lernen. «Damit es bei uns weitergeht.»
Für des Stipendium des Bundestags waren «starke Persönlichkeiten»gesucht - «aufgeschlossene junge Leute mit politischem Interesse und Courage», sagt Politiker Börnsen. «Sie sollen Multiplikatoren sein.»Und Vermittler ihrer Kulturen. Erfahrungen seien zwar immer persönlich eingefärbt. «Aber sie inspirieren auch und das wollen wir erreichen, dass viele Menschen miteinander über Demokratie reden.»
Ob angesichts der islamistischen Gewalt aus dem arabischen Frühling schon ein Herbst geworden ist? Nein! Da sind sich die Teilnehmer einig. «Ihr müsst uns schon ein bisschen Zeit geben. So schnell geht das nicht», sagt Shehata.
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